Kaum Fernzüge zwischen Rostock und Berlin: Wann der Verkehr wieder planmäßig rollt – landeszeitung.de

Rostock. Eingeschränkter Reiseverkehr in der Vorweihnachtszeit bei der Bahn: Wegen Bauarbeiten fallen auf einer der wichtigsten Fernverbindungen im Nordosten zurzeit fast sämtliche Fahrten aus. Der Intercity 17, der normalerweise alle zwei Stunden von Rostock nach Berlin und Dresden sowie am Abend bis nach Wien fährt, hat den Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern vorübergehend so gut wie eingestellt. Die Linie ist bei Touristen und bei Pendlern beliebt, weil sie auch Waren und Neustrelitz mit Rostock verbindet. Die Bahn bietet wenige Ausweichzüge an, die einen Umweg über Schwerin nehmen und mehr als eine Stunde länger unterwegs sind.

„Das muss man wohl zähneknirschend hinnehmen“, sagt Marcel Drews, Landesvorsitzender der Fahrgastorganisation Pro Bahn. Grund für die Zugausfälle sind Arbeiten an der Leit- und Sicherungstechnik bei Birkenwerder kurz vor Berlin. Ab 10. Dezember sollen die Züge wieder wie gewohnt im Zweistundentakt über die Gleise rollen.

Weniger Fahrgäste im November betroffen

Dass die Bauarbeiten im November zwischen Urlaubsnebensaison und Weihnachtszeit ausgeführt werden, begrüßt Drews. So seien weniger Fahrgäste von den Einschränkungen betroffen. Den Betrieb des Regionalexpress RE 5 von Rostock nach Berlin, der als Nahverkehr gilt und ebenfalls über Neustrelitz und Waren verkehrt, hält die Bahn aufrecht. Grund dafür seien die verschiedenen technischen Anforderungen von IC und Regionalzug, erklärt ein Bahnsprecher.

„Für ein besseres Schienennetz sind nun einmal Investitionen und Baustellen nötig“, erklärt Fahrgastlobbyist Drews. Davon wird es in den kommenden Jahren im Norden noch reichlich geben. Vor wenigen Tagen kündigte die Bahn die Generalsanierung der Schnellstrecke Hamburg-Berlin an. Ein halbes Jahr lang, von Juni bis Dezember 2025, herrscht auf der Strecke völliger Stillstand. Entlang der 280 Kilometer langen Trasse werden Gleise, Oberleitungen und Stellwerke ausgetauscht und komplette Brücken abgerissen und neu gebaut.

Mega-Baustelle Berlin-Hamburg betrifft auch MV

Die Megabaustelle wird sich auch auf den Bahnverkehr in Mecklenburg-Vorpommern auswirken. Die Regionalbahn Wismar-Schwerin-Ludwigslust fällt in den sechs Monaten teilweise ebenfalls aus und wird durch Schienenersatzverkehr mit Bussen ersetzt. Pro Bahn fordert besseren Ersatzverkehr. In der Vergangenheit sei der unter anderem auf der Pendlerstrecke Rostock-Schwerin-Hamburg schlecht organisiert gewesen. Marcel Drews hält auch Beeinträchtigungen auf dieser Strecke durch die Großbaustelle für wahrscheinlich, Züge könnten über Lübeck statt über Schwerin umgeleitet werden. Von der Bahn war dazu keine Aussage zu bekommen.

Der ab 11. Dezember geltende Winterfahrplan bringt dagegen im Nordosten mehr Züge auf die Gleise. So bleibt der ICE-Sprinter, der samstags von Warnemünde über Berlin, Halle, Erfurt Frankfurt am Main ansteuert, auch in der kalten Jahreszeit am Netz und wird nicht wie sonst in den Winterschlaf versetzt. In Vorpommern fährt der ICE Binz/Stralsund-Berlin ab April 2023 viermal statt dreimal täglich, so die Bahn.

Nahverkehr in MV bundesweit auf dem letzten Platz

Der öffentliche Nahverkehr hat in Mecklenburg-Vorpommern ein massives Imageproblem. Beim kürzlich vorgestellten Mobilitätsbarometer landet der Nordosten abgeschlagen auf dem letzten Platz. Nur 44 Prozent der Befragten gaben an, gut an Bus und Bahn angebunden zu sein. Genauso viele äußerten sich zufrieden mit der Anzahl der Abfahrten an der nächsten Haltestelle. 62 Prozent sagten, die Entfernung zur nächsten Haltestelle sei in Ordnung. 90 Prozent gaben an, dass sich seit fünf Jahren nichts verbessert habe. Das waren die schlechtesten Werte unter allen Bundesländern. Die repräsentative Befragung wurde von Allianz pro Schiene, dem Verkehrssicherheitsrat und dem Bund für Umwelt und Naturschutz in Auftrag gegeben.

Dieser Artikel erschien zuerst bei der „Ostsee-Zeitung“.

Von Gerald Kleine Wördemann/RND