Kein Strom, kein Wasser und kaum Nahrungsmittel. Die Lage im Kriegsgebiet in der Region Cherson ist dramatisch. Dr. Ralf-Peter Oelsner aus Bleckede macht sich mit seinem neunten Hilfstransport auf den Weg.
Bleckede. Die Kampfhandlungen in der Region Cherson gehen unvermindert weiter. Die Situation vor Ort ist dramatisch. „Es gibt keinen Strom, kein Wasser und kaum Nahrungsmittel“, sagt Dr. Andrii Formanchuk. Er hat in der vergangenen Woche als Fahrer den letzten Hilfstransport der „wild volunteers“ in die Stadt Cherson begleitet. Formanchuk ist ein Freund des Bleckeder Arztes Dr. Ralf-Peter Oelsner, der mit seinem Verein Lüneburger Hilfsprojekt Ukraine schon mehrere Hilfstransporte in die Ukraine organisiert und begleitet hat.
Humanitäre Lage in Cherson spitzt sich weiter zu
„Die russischen Truppen sind am östlichen Ufer des Dnepr, der durch die Stadt verläuft, in Stellung gegangen. Die Stadt liegt unter Beschuss mit Raketen und Artillerie. Es werden gezielt Versorgungspunkte während der Verteilung von Hilfsgütern an die Zivilbevölkerung beschossen“, berichtet Formanchuk über seine Beobachtungen in einer Sprachnachricht an Oelsner. Da die russischen Truppen bei ihrem Rückzug alles mitgenommen hätten, was demontierbar war, spitze sich die humanitäre Lage in Cherson weiter zu. Lastwagen und Autos, Lebensmittel und selbst die Ausrüstung des Krankenhauses von Cherson seien mitgenommen worden. Der ukrainische Arzt bat Oelsner um Hilfe . Wichtig seien neben Medikamenten, Nahrungsmitteln und Winterbekleidung auch Stromaggregate, damit das Krankenhaus wieder eine Notversorgung aufbauen könne.
Stromgeneratoren für ein Krankenhaus
Oelsner, betonte, dass außer der Unterstützung der Region Winnyzja mit 170.000 Flüchtlingen der Schwerpunkt des nächsten Hilfstransportes auf der Versorgung der Bevölkerung von Cherson liege, insbesondere des Krankenhauses und eines Waisenhauses für Kinder, deren Eltern bei den Kriegshandlungen umgekommen sind. „Derzeit versuchen wir, Stromgeneratoren für das Krankenhaus zu beschaffen, es laufen dafür spezielle Spendensammlungen.“ Die Krankenhäuser der Region Lüneburg und Bad Bevensen seien informiert und leisteten wertvolle Unterstützung zur Beschaffung von Krankenhausausrüstung, etwa Medikamenten wie Narkosemittel, Verbandsmaterial und Ultraschall-Geräten.
Sammelaktion für Winterkleidung
Sein Verein beziehe von der Lebensmittel-Industrie und dem Großhandel Lebensmittel zu sehr günstigen Konditionen. Zudem läuft noch bis zum 3. Dezember eine Sammelaktion für Winterkleidung im Museum Lüneburg – denn besonders Winterkleidung werde benötigt. „Letztlich“, betont Oelsner, „fehlt es an allem, was man zum täglichen Überleben braucht.“
Der mittlerweile neunte Hilfstranport soll am 8. Dezember starten. Zwei bis drei Lkw sollen dann vollgeladen Hilfsgüter nach Winnyzja transportieren, ein größerer Teil soll dann in die Krisenregion Cherson weitertransportiert werden. An Bord sind dann unter anderem mehr als 13.000 Fertiggerichte und 5000 Dosen Hering in Tomatensauce der Firma Appel, die zu einem Bruchteil des Verkaufspreises gekauft werden konnten. Zudem haben wieder viele Schulen, unter anderem in Bleckede, Marienau und aus Lüneburg „Weihnachtspakete“ gepackt und Winterkleidung gesammelt.
Auch das Klinikum hat fleißig gesammelt
Auch das Anette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium in Dülmen bei Münster mache bereits mit, berichtete Oelsner. Die Landfrauenverbände der Region Lüneburg haben zudem eine Sammel-Aktion „Schuhkarton fürs Leben“ gestartet, die „Jungen Landfrauen“ sammeln Kinderkleidung. Das Klinikum Lüneburg hat in einer Spendenaktion aller Mitarbeiter 11.000 Euro gesammelt und für Ultraschall-Ausstattung und modernes Wundversorgungsmaterial zur Vakuum-Therapie zur Verfügung gestellt. Und viele andere Helfer wollen wieder mitmachen. Rotarier Hanse Lüneburg und Lions-Club Lüneburg haben Gemälde aus dem Nachlass der Familie von Prof. Christian Weiß in einer Auktion im Museum versteigert und 5000 Euro gespendet.
Von Werner Kolbe
Zur Sache
Winterkleidung für die Ukraine
Der Winter steht vor der Tür, die Menschen in der Ukraine benötigen alles, was vor der Kälte schützt: warme Kleidung, dicke Decken, Schlafsäcke, aber auch Hygieneartikel und medizinische Ausrüstung ist nach wie vor begehrt. Der Bleckeder Arzt Ralf-Peter Oelsner organisiert immer wieder Sammlungen und bringt die Dinge dann in das Kriegsgebiet. Im Dezember ist der nächste Transport geplant. Wer helfen möchte, kann seine Spenden noch bis Sonnabend, 3. Dezember, von 15 bis 18 Uhr im Foyer des Museums Lüneburg an der Willy-Brandt-Straße abgeben. lz