Die Ergebnisse der jüngsten Sparkassen-Umfrage fügen sich nahtlos in die Hiobsbotschaften der vergangenen Wochen. Immer mehr Menschen machen sich Sorgen um ihre Finanzen, üben Verzicht, erwarten karge Zeiten. Die Stimmung in diesem Herbst ist dunkelgrau. Dafür gibt es genug Gründe.
Es gibt allerdings auch Gründe, in dem Grau nicht gleich schwarz zu sehen. Zum Beispiel haben die Deutschen in der Pandemie extrem viel gespart. Die Sparquoten von gut 15 Prozent lagen um die Hälfte über dem ohnehin schon hohen deutschen Durchschnitt. Vielen fehlt es also nicht an einem Geldpolster für schwierige Zeiten.
Inflationserwartungen haben sich verselbstständigt
Ausgerechnet in der Coronakrise war zudem der finanzielle Optimismus so groß wie lange nicht: Nur 15 Prozent der Befragten erwarteten eine Verschlechterung. Auch daher rührt der Stimmungssturz jetzt, in der nächsten unerwarteten Krise.
Er hat auch dazu geführt, dass sich die Inflationserwartungen verselbstständigt haben: Bei einer aktuellen Nachfrage zum Vermögensbarometer rechnete knapp die Hälfte der Befragten für das nächste Jahr mit mehr als zehn Prozent Inflation. So weit gehen unter den Fachleuten nicht einmal die größten Pessimisten.
Dieses Land ist robust
Legt man beides nebeneinander, ergibt es ein schräges Bild: Auf Girokonten liegen Rekordsummen unverzinst, deren Eigentümer sich vor horrender Inflation fürchten. Das sollte zu den lösbaren Problemen der Anlageberatung gehören.
Es sind keine einfachen Zeiten, und zu viele Menschen haben darunter zu leiden. Daran ist wahrhaftig nichts klein zu reden. Aber bedenkt man die Abfolge der Krisen, zeigt das Vermögensbarometer auch, wie robust dieses Land ist.
Von Stefan Winter/RND