Die Gletscher im Kilimanjaro-Nationalpark in Tansania, in den italienischen Dolomiten und im Yellowstone-Nationalpark in den USA haben etwas gemeinsam. Wahrscheinlich sind sie alle im Jahr 2050 verschwunden. Das legt eine Daten-Analyse nahe, die die Unesco kürzlich veröffentlicht hat.
Laut der Studie – einem Gemeinschaftsprojekt von der Unesco und der Weltnaturschutzunion (IUCN) – existiert in 28 Jahren ein Drittel der Gletscher nicht mehr, die sich jetzt noch in Weltnaturerbestätten befinden. Aktuellen machten die Welterbe-Gletscher knapp zehn Prozent der gesamten Gletscherfläche der Erde aus.
In der Studie stellen Forschende fest, dass Gletscher seit dem Jahr 2000 deutlich schneller schmelzen. Grund dafür seien CO₂-Emissionen und die damit verbundene Erderwärmung. In der Folge schmelzen schon jetzt jährlich etwa 58 Milliarden Tonnen Eis. Diese Menge entspreche dem gemeinsamen Wasserbrauch von Frankreich und Spanien in einem Jahr.
Was passiert, wenn die Gletscher verschwinden?
Die Hälfte der Erdbevölkerung hängt direkt oder indirekt von Gletschern ab, heißt es in dem wissenschaftlichen Paper. Das Wasser von Gletschern nutzten Menschen im Haushalt, in der Landwirtschaft oder um Energie zu gewinnen. Zudem seien Gletscher „wichtige Säulen der Biodiversität“.
Ihr Verschwinden habe einen großen Einfluss auf das Leben vieler. Bruno Oberle, Generaldirektor der Weltnaturschutzunion (IUCN), betont: „Wenn Gletscher schnell schmelzen, sind Millionen von Menschen mit Wasserknappheit und dem erhöhten Risiko von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen konfrontiert. Weitere Millionen können durch den daraus resultierenden Anstieg des Meeresspiegels vertrieben werden.“
Die restlichen Gletscher retten
Die schlechte Nachricht: Selbst wenn die Menschheit es schafft, dass die globale Durchschnittstemperatur nicht mehr steigt, werde ein Drittel der Welterbe-Gletscher sehr wahrscheinlich bis 2050 verschwinden. Die gute Nachricht: Die restlichen zwei Drittel könnten erhalten werden. Damit das klappt, dürfe die globale Durchschnittstemperatur nicht höher als bis auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit steigen.
„Dieser Bericht ist ein Aufruf zum Handeln. Nur eine rasche Reduzierung unserer CO₂-Emissionen kann Gletscher und die von ihnen abhängige außergewöhnliche Biodiversität retten“, so Audrey Azoulay, Generaldirektorin der Unesco. Außerdem schlägt die Organisation einen internationalen Fonds ein, der sich mit dem Überwachen und Erhalten von Gletschern beschäftigen soll.
Von Sabine Gurol, Sarah Franke/RND