Schnellere Datenübertragungsraten, schärferes TV-Bild – der Lüneburger Burkhard Wahnschaffe orderte bei seinem Anbieter Vodafone ein Upgrade. Über Wochen bekam er nur Frust.
Lüneburg. Nie war Burkhard Wahnschaffe so sauer auf Vodafone, wie am Abend des 29. Oktober. Über seinen Fernseher flimmerte gerade die Übertragung des Spieles von St. Pauli gegen Tabellenführer Darmstadt, als das Bild starb. „Da habe ich schon geflucht“, sagt der Lüneburger. Den Fußball-GAU gab es, weil Wahnschaffe im August schnelleres Internet und ein besseres TV-Bild geordert hatte – und das bei seinem bisherigen Telekommunikationsversorger. Nach Monaten mit toten Telefonen und abstürzendem Internet sagt Wahnschaffe: „Ich würde es nicht noch mal machen.“ Vodafone-Sprecher Volker Petendorf sagt: „Wir bitten den Kunden um Entschuldigung für seine vorübergehenden Unannehmlichkeiten.“
Altes Telefon nicht mehr kompatibel
Versprochen hatte ihm ein Vodafone-Vertreter dagegen Monate zuvor, dass „alles überhaupt kein Problem“ sei, erinnert sich Wahnschaffe. Ihn ärgert, dass „zwei Tatsachen nicht angesprochen wurden: Dass mein bisheriger Vodafone-DSL-Vertrag zu Vodafone Kabel wandert, und dass mein DSL-Telefon am neuen Router nicht mehr funktionieren wird.“
Vodafone-Sprecher Petendorf antwortet – von der LZ angesprochen: „Der selbstständige Vodafone-Berater hat uns gegenüber erklärt, dass er den Produktwechsel von Vodafone DSL zu einem modernen Kabelanschluss korrekt erklärt hat. Grundsätzlich liefern wir Internet und Telefonie bis zum Netzabschlusspunkt. Auch stellen wir auf Wunsch das passende Modem bzw. den passenden Router bereit – in diesem Fall die Vodafone-Station. Welche privaten Telefone bzw. Anschlussmöglichkeiten des Telefons der Kunde dahinter schaltet, liegt in seinem Verantwortungsbereich. Wir bedauern dieses Missverständnis.“
„Bohrarbeiten zunächst nicht absehbar“
Am 11. Oktober erfolgte die Installation der neuen Anlage. Die Arbeiten verzögerten sich, weil ein Null-Leiter zum Anschlussort installiert werden musste. Wahnschaffe: „Dazu musste eine Wand durchbohrt und ein nicht sehr ansehnlicher Kabelkanal in mein Wohnzimmer verlegt werden, wovon ich vorher auch nichts wusste.“
Dazu Petendorf: „Welche Arbeiten notwendig sind, kann ein Vodafone-Berater nicht zwingend wissen. Dafür schicken wir einen Techniker vor Ort, der den Installationsumfang prüft. Der erste Installationstermin wurde abgebrochen, da es keine Erdung (Potentialausgleich) gab.“
Wegen der Verzögerung und seiner Zeitnot habe der Elektriker keine Funktionskontrolle mehr durchgeführt, sagt Wahnschaffe. Er sagte: „Das funktioniert, aber ich habe jetzt keine Zeit mehr, Sie müssen nur noch die Kabel anschließen“.
Das nennt Petendorf „ein Fehlverhalten des örtlichen Dienstleisters, für das wir um Entschuldigung bitten“.
Warten auf die alte Nummer
Der gehetzt installierte Anschluss „funktionierte dann doch nicht so, wie erhofft“, berichtet Wahnschaffe. „Die Internetverbindung brach des Öfteren zusammen, das Fernsehbild löste sich oft in Pixel auf, das Telefon funktionierte gar nicht.“ Mehrere Anrufe beim Servicetelefon von Vodafone hätten ihm nur einen Ohrwurm von den Warteschleifenmelodien eingebracht.
Anfang November habe ein weiterer entsandter Vodafone-Techniker die Installation am Übergabepunkt und am Router bemängelt, sorgte aber bei allen Datenübertragungen für grünes Licht. Lediglich bei Wahnschaffes altem Telefon musste er passen. Das könne als ISDN-Gerät gar nicht funktionieren. Abhilfe könnten eine Fritz-Box oder ein Analog-Telefon schaffen. Der Lüneburger entschied sich für die alte Technik des Analog-Telefons.
Dazu der Vodafone-Sprecher: „ISDN ist eine veraltete Technologie, die in unserem Kabelnetz grundsätzlich nicht unterstützt wird. Auch andere Netzbetreiber haben bereits vor einigen Jahren mit der Abschaltung von ISDN begonnen. Wir bedauern, dass diese Information den Kunden nicht erreicht hat.“
Die Übernahme seiner alten Telefonnummer war Wahnschaffe zwar bis zum 23. November zugesagt worden, doch das klappte nicht. Immerhin: Nach der LZ-Anfrage teilte das Unternehmen am 29. November mit: „Der Systemfehler wurde behoben. Die Rufnummer kann seit heute genutzt werden.“
Mit derartigen Schwierigkeiten rechne man, wenn man seinen Anbieter wechselt, meint Wahnschaffe, nicht aber, wenn man nur bei seinem Anbieter ein Upgrade ordert. Nur ein Mensch hatte es geahnt: „Meine Frau hatte von Anfang an gewarnt: Lass die Finger davon.“
Von Joachim Zießler