Mychajlo Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, rechnet damit, dass es zwischen Kiew und Berlin bald eine Einigung über die Lieferung von deutschen Kampfpanzern an die Ukraine geben wird.
Man arbeite hart daran und habe auch Erfolge, sagte Podoljak mit Blick auf die Verhandlungen mit Berlin gegenüber der „Welt am Sonntag“. Er fügte hinzu: „Ich denke, dass wir für die Panzer bald einen Konsens mit unseren deutschen Partnern finden.“ Besonders die Lieferung von Kampfpanzern des Typs Leopard „wäre aktuell sehr wichtig, weil dieser Krieg so intensiv ist und Russland eine große Menge an sowjetischen Waffen hat“.
„Gerade Panzer sorgen für Beschleunigung auf dem Schlachtfeld“
Man könne nicht mithalten, wenn Russland Tausende Panzer auf das Schlachtfeld schicke und die Ukraine nur Hundert, erklärte Podoljak in dem Interview. „Gerade Panzer sorgen für Beschleunigung auf dem Schlachtfeld und für die Befreiung von unseren Gebieten, etwa Cherson und Saporischschja. Und natürlich Luhansk und Donezk.“ Die Lieferungen von Leopard- oder auch Marder-Panzern könne „optimal helfen“. Es sei wichtig, „dass Deutschland nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht eine Führungsrolle in Europa einnimmt, sondern auch bei der Verteidigung unserer Werte“.
Die von Russland angegriffene Ukraine fordert den Westen und konkret Deutschland seit Wochen auf, ihr auch Kampfpanzer westlicher Bauart zu liefern. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betont stets, dass es in dieser Frage keinen deutschen Alleingang geben werde.
„Die Deutschen haben ein Recht auf Angst“
Dass es in Deutschland Angst vor den russischen Bomben gebe, könne er verstehen: „Die Deutschen haben ein Recht auf Angst“, sagte der Selenskyj-Berater der „Welt am Sonntag“. „Andererseits geht es für die Ukraine ums Überleben.“ Deshalb versuche man, der deutschen Regierung stets eines zu vermitteln: „Russland kann und wird verlieren. Und wir sind bereit, jeden Preis für die Sicherheit von Europa zu bezahlen. Aber helfen Sie uns mit Waffen!“
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Sollte die Ukraine Kampfpanzer „in angemessener Zahl“ sowie weitere Mehrfachraketenwerfer, Luftabwehr- und Anti-Drohnensysteme erhalten, könne der „russische Genozid“ beendet werden, versicherte Podoljak gegenüber Zeitung. Und dann könne man auch „die Zeit bis zu Putins Ende fast mathematisch berechnen“.
„Die Ukraine ist erst bereit für Verhandlungen, wenn das eigene Territorium befreit ist“
In dem Interview versuchte der Berater auch, die russischen Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen abzuschwächen. Die globalen Atommächte hätten Regeln zur nuklearen Sicherheit vereinbart. Sollte Russland seine Atomwaffen dennoch einsetzen, würde das Land diese Vereinbarungen brechen. „Und jedes Land würde danach zum Schluss kommen, dass man selbst Atomwaffen besitzen muss, um die eigene Souveränität zu sichern.“
Baldigen Verhandlungen mit Russland über einen Frieden erteilte Podoljak zudem eine Absage. Entgegen der letzten Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin habe Moskau niemals Verhandlungen vorgeschlagen, so der Selenskyj-Berater zur „Welt am Sonntag“. „Russland hat immer nur verdeckte Ultimaten formuliert.“ Doch jene Ultimaten könne das Land nicht akzeptieren. „Nein, die Ukraine ist erst bereit für Verhandlungen, wenn das eigene Territorium befreit ist. Und dazu gehören der Donbass und die Krim. Alles andere ist inakzeptabel.“
RND/sic/mit dpa